Netflix: Rückforderung zu viel gezahlter Beiträge – So holen Sie sich Ihr Geld zurück

Artikel von Rechtsanwältin Aileen Pavlić LL.B. 

Viele Verbraucher stellen aktuell fest: Netflix hat über Monate hinweg zu hohe Beiträge abgebucht – teilweise ohne ersichtliche Vertragsgrundlage. Doch was zunächst wie ein technischer Fehler wirkt, kann einen rechtlichen Anspruch auf Rückzahlung auslösen. Hier erfahren Sie, wann Sie Geld zurückfordern können, wie Sie das prüfen und was Sie dabei beachten müssen.

 

🔍 Worum geht es? – Hintergrund des Problems

In letzter Zeit häufen sich Fälle, in denen Netflix-Kunden rückwirkend feststellen, dass:

der gebuchte Tarif nicht dem tatsächlichen Abbuchungsbetrag entspricht,

Netflix ohne ausdrückliche Zustimmung in einen teureren Tarif gewechselt hat (z. B. von "Standard" auf "Premium"),

oder mehrere Buchungen pro Monat erfolgt sind.

In vielen Fällen ist unklar, ob der Kunde der Preisänderung jemals ausdrücklich zugestimmt hat – genau hier liegt der rechtliche Hebel.

 

⚖️ Was sagt das Recht? – Anspruchsgrundlage zur Rückforderung

Ein Rückforderungsanspruch ergibt sich insbesondere aus:

§ 812 BGB (ungerechtfertigte Bereicherung):

Wer ohne rechtlichen Grund Geld erhalten hat, muss es zurückzahlen.

§ 307 BGB (unangemessene Benachteiligung durch AGB):
Netflix darf AGB-Änderungen nicht einseitig durchsetzen, ohne aktive Zustimmung des Kunden.

BGH-Rechtsprechung zu „Zustimmungsfiktionen“ (z. B. Urteil v. 27.04.2021 – XI ZR 26/20):

Eine stillschweigende Zustimmung zu Preisänderungen – etwa durch Nichtstun – reicht nicht aus, wenn der Anbieter einseitig Leistungen anpasst.

🔎 Kurz gesagt: Wenn Netflix Ihnen einen höheren Betrag abgebucht hat, ohne dass Sie aktiv zugestimmt haben, können Sie zu viel gezahltes Geld zurückverlangen – bis zu 3 Jahre rückwirkend (§ 195 BGB).

 

✅ So prüfen Sie, ob ein Rückzahlungsanspruch besteht

1. Kontoauszüge checken

Prüfen Sie Ihre Bank- oder Kreditkartenabrechnungen der letzten 36 Monate auf Netflix-Zahlungen.

Achten Sie auf monatliche Beträge und Buchungsfrequenz.

2. Netflix-Konto einsehen

Loggen Sie sich in Ihr Netflix-Konto ein.

Unter „Mitgliedschaft & Rechnungen“ finden Sie alle vergangenen Abrechnungen, inkl. Tarifbezeichnung.

3. Vergleichen Sie den gebuchten Tarif mit dem Preis

Preisübersicht (Stand Juni 2025 in Deutschland):

  • Basis Abo mit Werbung: 4,99 Euro pro Monat
  • Basis Abo: 9,99 Euro pro Monat
  • Standard-Abo: 13,99 Euro pro Monat
  • Premium-Abo: 19,99 Euro pro Monat

Wenn Sie z. B. nur den Standard-Tarif gebucht haben, aber 19,99 € gezahlt haben, liegt eine Überzahlung vor.

4. Zustimmung prüfen

Haben Sie aktiv einem Tarifwechsel oder einer Preiserhöhung schriftlich oder per Klick zugestimmt?

Nein? Dann ist die Abbuchung wahrscheinlich rechtswidrig.

 

📆 Wie lange kann ich Beiträge zurückfordern?

Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt 3 Jahre (§ 195 BGB).
➡️ Das bedeutet: Sie können bis einschließlich 2022 zurückfordern, sofern Sie 2025 handeln.

⚖️ Fazit: Prüfen lohnt sich!

Viele Netflix-Nutzer zahlen monatlich mehr als sie müssten – oft ohne es zu merken. Wer nicht ausdrücklich einer Preiserhöhung oder Tarifänderung zugestimmt hat, hat gute Chancen auf Rückzahlung. Die Rechtslage ist durch Entscheidungen des BGH und europäischer Gerichte kundenfreundlich – Sie müssen nur tätig werden.



 

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